2004 scheint das Jahr der Rallye-Spiele zu werden. Nach der Veröffentlichung von Colin McRae Rally 04 für PC vor einem Monat, fiebern Simulationsfans bereits dem Erscheinungstermin von Richard Burns Rally und Xpand Rally entgegen, beides zwei heiße Kandidaten die sich zum Ziel gesetzt haben Codemasters Referenz im Bereich Rallye-Spiele vom Thron zu stürzen.
Mit Grand Raid Offroad und Rally UK (Arbeitstitel), erwarten uns aber noch mindestens zwei weitere Rallye-Spiele. Anfang Februar wurde bekannt, dass Brain in a Jar, einigen sicherlich als Entwickler der von Codemasters veröffentlichten Simulation IndyCar Series in Erinnerung geblieben, im Auftrag von Oxygen Interactive an einem neuen Rallye-Spiel arbeitet. Viele Informationen gab es damals jedoch nicht.
In einem ausführlicheren Entwickler-Tagebuch bei unseren englischsprachigen Kollegen von TVG, hat Carl Dalton, Lead artist von Brain in a Jar, nun einige interessante Details rund um die Entwicklung von Rally UK verraten. Auch wenn auf Wunsch von Auftraggeber und Publisher Oxygen Interactive ein leicht zugängliches Gameplay an erster Stelle steht, darf man durchaus auf das verwendete Physikmodell gespannt sein. Laut Dalton handelt es dabei nämlich um ein "komplexes und akkurates Modell", welches in Zusammenspiel mit dem mechanischen Modell sehr realistisch sein soll. "Wir können alle möglichen Effekten realisieren, zum Beispiel vom Auto aufgewirbelten Staub der durch die Rücklichter illuminiert wird, und das alles in Echtzeit mittels eines Programmcodes den wir über Monate, sogar Jahre entwickelt haben. Unsere Engine war bereits solide und stabil bevor wir den Vertrag mit Oxygen unterzeichneten."
"Wir wollen dem Spieler absolute Kontrolle über die Abstimmung des Autos lassen", beschreibt Dalton eines der grundlegenden Ziele der Arbeit des nur fünfköpfigen Teams und führt weiter aus, dass man anstrebt im Spiel wie ein Mechaniker in der Realität die Einstellungen und Veränderungen vornehmen zu können. Als Grund, warum bislang nur wenig über das Spiel in Erfahrung zu bringen war, erklärt der Engländer, dass das Spielerlebnis für Brain in a Jar ein "heiliger Gral" ist und man sich lieber darauf konzentriert hat, als auf das Erstellen von Render-Bildern oder Videos, wie es sonst stark verbreitet ist.
Bereits Anfang Februar, also ungefähr zum Zeitpunkt als die ersten Information über Rally UK bekannt wurden, existierte bereits eine "erste spielbare Version", in der man auf einer Teststrecke fahren konnte. Im Anschluss daran stand das Erschaffen der später im Spiel enthaltenen Strecken auf dem Plan, inklusive einiger Spezial-Etappen die einfach zum Spaß haben enthalten sein werden. Anfang April, so Dalton weiter, "hatten wir einige schwere Entscheidungen darüber zu treffen was in das Spiel integriert wird und was nicht." Während es den Entwicklern dabei leicht fiel sich in Sachen Streckendesign und Spielegrafik zu sagen, "Optimierung beendet", gab es beim Programmcode einige wirklich schwere Entscheidungen zu treffen. So wurde die Xbox-Version vorläufig eingestellt, um sich auf die PC- und PS2-Versionen konzentrieren zu können.
Positives gab es aber durchaus auch zu berichten, zum Beispiel, dass "viele der Code-Optimierungen, wie die Spieleingabegerätesteuerung, sehr gut funktionieren. Außerdem haben wir Monate damit verbracht die Reifenphysik, der einzige Aspekt mit dem wir zuvor nicht glücklich waren, komplett zu überholen. Wir haben den alten Code dafür komplett durch neuen ersetzt."
Zwar geht das Fahrgefühl "ein wenig in die Arcade-Richtung", sagt Carl Dalton, doch der Fahrphysik hat man dennoch viel Aufmerksamkeit gewidmet. "Ein wirklich ärgerliches Übersteuern", wie es die Entwickler bei vielen anderen Spielen ausgemacht haben, wird es in Rally UK nämlich nicht geben. Während man derzeit stolz auf die bisher geleistete Arbeit ist, hat man aber auch ein paar "Kopfschmerzen" wegen eines besonderen Features das Oxygen Interactive gerne integriert sehen möchte.
Die Idee ist, dass eines der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge komplett und akkurat im Spiel umgesetzt wird und man selbst alle mechanischen Aspekte einstellen kann, während die anderen Autos nicht ganz so umfangreich simuliert werden. Was sich als interessante Idee darstellte, entpuppte sich am Ende aber als kleines Problem.
Denn: "Der Autohersteller muss nicht nur zu einer bestimmten Sache, so wie es normalerweise der Fall ist, seine Zustimmung geben, sondern zu jedem Detail und seiner Umsetzung. Dieser Prozess lässt sich nur schwer beschreiben, doch momentan warten wir noch auf einige technische Details und Genehmigungen von dem betreffenden Autohersteller. Die Konsequenz ist, dass wir keine Informationen über die Details herausgeben können und keine Gewissheit haben, dass es am Ende dieses bestimmte Auto sein wird."
In der Zwischenzeit hat man sich der Finalisierung des Programmcodes zugewendet und kümmert sich beispielsweise um Dinge wie die Fahrzeugschatten und die visuellen Anzeigen. Außerdem sind die ersten Strecken bereits komplett fertig und spielbar. "Wir warten jetzt nur noch auf die Bestätigung welches detailliert umgesetzte Auto wir integrieren werden", so Dalton, der zudem durchblicken ließ, dass Rally UK im August veröffentlicht werden soll.
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+ 03.05.2004 MK

